Wie die Wellenringe, die ein ins Wasser fallender Tropfen erzeugt, entfalten sich die Bewegungen im Qigong (und Taijiquan) von innen nach außen. Sie entstehen vor allem in den Hüften, die über Beine und Füße mit der Schwerkraft der Erde verbunden sind, und setzen sich über den Körper in die Arme und Hände fort. Hinter dieser äußeren Bewegung der Gliedmaßen wirkt die innere Bewegung des Qi 氣 , das der Intention yi 意 folgend die Energiezentren (Dantian 丹田) und Energietore des Körpers durchzieht und von dort aus die Muskelkraft li 力 bereitstellt.
Die Wahrnehmung der drei Hauptzentren (Dantian 丹田) und die Verbindung zwischen inneren und äußeren Bewegungen ermöglicht erst die ganzheitliche physische, psychische und spirituelle Wirkung des Qigong.
Jede Bewegung entsteht aus der Intention yi 意, das qi 氣 folgt der Intention und setzt im Bewegungsapparat entsprechender Stelle Muskelkraft li 力 frei. Wenn der Geist dabei nicht für eine gute Zentrierung sorgt und wir nicht auf uns acht geben, enstehen schnell auf der körperlichen Ebene Überanstrengungen und auf mentaler Ebene Stress: Wir verschwenden Energie und erschöpfen uns dabei.
In den Bewegungen des Qigong spielen die drei Dantian auf besondere Weise zusammen. Dadurch entwickeln sich die Bewegungen harmonisch aus der Mitte heraus, öffnen sanft die Energietore der Gelenke und Faszien und aktivieren die Leitbahnen ("Meridiane"), so dass gesundheitsfördernde Wirkungen entstehen. Wir geben unsere Energie nicht nach außen ab, sondern bringen sie in einen natürlichen (zìrán 自然) Fluss.
In schiebenden Bewegungen wird das besonders gut erfahrbar. "Das Feuer des Herzens in die Welt tragen" ist die "Feuer"-Bewegung aus der "Harmonie der fünf Elemente". Sie beginnt mit der Verlagerung des gesamten Gewichtes auf das rechte Bein. Die rechte Hüfte schließt sich und speichert dabei die Energie, für die spätere Drehbewegung. Der Schritt mit dem linken Fuß nach links öffnet die linke Hüfte.
Das untere Dantian verbindet sich über Hüften, Knie und Füße mit der Erde, die Fußsohlen sind entspannt und so gut wie möglich mit der Erde verbunden. Dadurch kann die Beinspirale in der Schrittstellung ("Bogenschritt", gong bu 弓步) wirken und die Energiebrücke von Füßen, Beinen, Hüften und unterem Dantian baut sich auf und bringt Energie aus der Erde nach oben - zuerst vor allem im hinteren, "vollen" Bein. Nun folgt die Vorwärtsbewegung mit Gewichtsverlagerung (70%) auf das linke Bein; dabei wird der Torso als Einheit von Hüften und Schultern bewegt (das entspricht den "drei äußeren Harmonien").
Die rechte Hüfte enstpannt sich, der Torso dreht sich in der Hüfte nach links, die Energie wird aus dem unteren ins mittlere Dantian weitergeleitet und von dort in die Arme und Hände und aktiviert dort die "Feuer-Leitbahnen" (Herz, Dünndarm, Perikard und dreifacher Erwämer). Die Energiebrücke der Beine wird sozusagen nach oben und vorne verlängert.
Das obere Dantian sorgt währenddessen dafür, dass die Aufrichtung nach oben ("goldener Faden zum Himmel") erhalten bleibt und der Körper dadurch nicht aus der Balance gerät, sondern gut zentriert bleibt (auch im mentalen Sinne).