Wie die Wellenringe, die ein ins Wasser fallender Tropfen erzeugt, entfalten sich die Bewegungen im Qigong (und Taijiquan) von innen nach außen. Sie entstehen vor allem in den Hüften, die über Beine und Füße mit der Schwerkraft der Erde verbunden sind, und setzen sich über den Körper in die Arme und Hände fort. Hinter dieser äußeren Bewegung der Gliedmaßen wirkt die innere Bewegung des Qi 氣 , das der Intention yi 意 folgend die Energiezentren (Dantian 丹田) und Energietore des Körpers durchzieht und von dort aus die Muskelkraft li 力 bereitstellt.
Die Wahrnehmung der drei Hauptzentren (Dantian 丹田) und die Verbindung zwischen inneren und äußeren Bewegungen ermöglicht erst die ganzheitliche physische, psychische und spirituelle Wirkung des Qigong.
Das untere Dantian wird als Punkt im Zentrum des Unterbauchs beschrieben, dehnt sich aber energetisch viel weiter nach außen und vor allem nach unten aus. Die Ausdehnung des unteren Dantian nach unten bis in die Erde und die Verbindung zur Erde geschieht über die Fußsohlen.
Der Anfangspunkt der Nieren-Leitbahn, Yong Quan (Sprudelnde Quelle) ist nach chinesischer Vorstellung die Stelle, an der das Qi der Erde in den Körper eintritt und sich von dort über die Leitbahnen in den Beinen mit dem unteren Dantian verbindet. Wir können das als Gefühl von Stabilität und Kraft in Beinen und Becken wahrnehmen.
Unsere Kontaktfläche mit dem Erdboden - die Fußsohle - spielt deshalb bei Qigong-Übungen eine ganz besondere Rolle. Wenn wir die Außenkanten der Füße im Reiterstand parallel ausrichten, entsteht eine geringe Verdrehung der Beinachse, die für eine ganz leichte spiralige Spannung der Faszien im Bein sorgt. Diese Spannung setzt sich bis in die Hüftgelenke fort - so entsteht über Füße, Beine und Hüften die Energiebrücke zwischen Erde und unterem Dantian.
Mit der Fußsohle können wir spüren, ob die Energie gut fließen kann. Das ist nämlich dann der Fall, wenn sich in der Energiebrücke keine Blockaden durch Verspannungen bilden können. Dem arbeiten wir mit Dehnungen der Faszien vorab schon entgegen. Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass der Körperschwerpunkt zentriert ist; der Druck des Körpergewichts soll gleichmäßig auf beide Füße verteilt und an der Fußsohle vorne wie hinten gleich zu spüren sein. Während der Übungen kann es leicht passieren, dass der Körperschwerpunkt sich nach vorn (oder hinten) verlagert - etwa, weil die Arme gehoben werden und dadurch mehr Gewicht nach vorne kommt. Das ist als Spannung im Vorderfuß zu spüren. Als Reaktion darauf beginnt der Körper automatisch damit, die Rückenmuskeln anzuspannen und den Körper anzuheben, damit wir nicht nach vorn kippen (Streckreflex). Und damit ist die Verbindung zwischen unterem Dantian und Erde schon gestört.
Spannungsgefühle im Vorderfuß sollten wir also möglichst früh wahrnehmen und korrigieren, in dem wir uns nach hinten "setzen" und das Steißbein sinken lassen.