Feuer (huǒ) 火 

Im Feuer wird feste Materie in reine Energie umgewandelt. In der Wandlungsphase des Feuers erreicht die Yang-Energie ihr Maximum. Das Wachstum der Holz-Phase ("kleines" oder "junges" Yang) ist weitgehend abgeschlossen, Lebewesen haben ihr volles Potenzial entfaltet ("großes" oder "altes" Yang). Im Jahreskreis entspricht dies dem Frühsommer, im Lebenszyklus des Menschen der Jugend und dem frühen Erwachsenenalter. Jetzt geht es darum zu blühen, zu wissen, wer man geworden ist und sich im Bewusstsein der eigenen vollen Kraft zu präsentieren, Partner für die Fortpflanzung zu finden, sich zu verwirklichen, Lebensziele zu finden und zu erreichen. Das bedeutet offen sein für Neues, begeisterungsfähig zu sein, viel ausprobieren, spielerisch die Welt zu erkunden - und immer präsent und in Kontakt zu sein. Zum Feuer gehören deshalb die Gefühle der Freude und Liebe, die für Verbundenheit sorgen. 

Freude und Liebe, Begeisterung und Offenheit machen sich als Emotionen in der Herzgegend körperlich bemerkbar. Wir kennen Begriffe und Redewendungen wie "Herzlichkeit", "Offenherzigkeit", "das Herz auf der Zunge tragen", "mit ganzem Herzen dabei sein", "ein Herz und eine Seele sein", "zwei Herzen, die zusammenfinden". Wir kennen aber auch "Herzschmerz", "etwas auf dem Herzen haben" und sogar das "gebrochene Herz", wenn die Feuerenergie blockiert wird und nicht zur Erfüllung findet.

In der chinesischen Tradition wird das Herz auch als Sitz des Geistes verstanden. Klare Gedanken und leuchtende Augen sind Ausdruck einer ausgeglichenen Herz-Energie. Wenn die Leber der "General" ist, ist das Herz der "Kaiser", um dessen Glück sich alles dreht und dem alles dient - es geht letztendlich um das wichtigste Ziel allen Lebens in dieser Welt: die Fortpflanzung. Menschen mit viel Feuer stehen gern im Mittelpunkt und besitzen oft ein starkes Charisma und eine große Attraktivität, auch im erotischen Sinne - und das auch, wenn sie dem gängigen Schönheitsideal vielleicht gar nicht so sehr entsprechen.

Feuer bringt Wärme und Licht mit sich - wir genießen die Wärme eines Kaminfeuers und die Helligkeit der Morgensonne. Ein Zuviel an Feuerenergie kann aber auch schädliche Folgen haben: wenn Feuer außer Kontrolle gerät, dann brennt es heftig - im physischen Alltag (ein Waldbrand), im Körper (Sod"brennen", ein Sonnen"brand", Ent"zündungen") und im Seelenleben (Unruhe, Verwirrtheit, Eifersucht, blinder Fanatismus, Egomanie). 

Für die Ausgeglichenheit der Feuerenergie und den Schutz des Herzens sorgen deshalb gleich vier Leitbahnen, die alle mit den Händen verbunden sind - den Körperteilen, mit denen wir vornehmlich agieren ("hand-eln") oder Beziehungen herstellen und pflegen (Geben und Nehmen, Handschlag zur Begrüßung, Streicheln und Abwehren):

  • Die Herz-Leitbahn
  • die Dünndarm-Leitbahn (der Dünndarm hilft zu unterscheiden, was für uns gut ist und was nicht, was weiterverdaut wird oder "zurückkommt" - das gilt für körperliche wie geistige oder seelische Nahrung!)
  • die Perikard-Leitbahn (Perikard ist der schützende Herzbeutel; steht aber auch für das ganze Kreislaufsystem)
  • die Drei-Erwärmer-Leitbahn (reguliert die drei Zentren im Körper, wo die meiste Energie umgesetzt wird: Atmung, Verdauung und Ausscheidung) 

Den Verlauf der Leitbahnen kannst du über die Links in den gelungenen kleinen 3D-Animationen von Marko Goltnik auf Youtube verfolgen!